Die Satire
Was ist Satire?
Satire bedeutete früher Spottdichtung. Satirische Texte
enthalten häufig Übertreibungen (Hyperbeln) von Widersprüchen und
(übertriebenen) Werten, um diese dadurch zu entlarven und auch lächerlich zu
machen. Früher nannte man die Satire Spottschrift oder
Stachelschrift.
Die Satire verwendet auch Elemente der Ironie (beißenden
Spott), der Parodie, Persiflage, Sarkasmus, Spott und übertriebenen Pathos und
versucht nicht mit Sachargumenten, sondern durch Kontrastierung bloßzustellen.
Die Verwendung der Satire
Die Satire kommt neben literarischen Texten auch in Gedichten, Romanen, Kabarettprogrammen und im Film (Spielfilm, „gefälschte“ Nachrichten) vor. Besonders in der Politik wird mit der Satire gearbeitet, um den politischen Gegner mit Übertreibungen der Lächerlichkeit preiszugeben. Dabei wird meist versucht, den Unterschied zwischen idealisiertem Anspruch und der Realität darzustellen. Ziel dabei ist dabei im weitesten Sinne die Weltverbesserung.
Die Entwicklung der Satire im Fernsehen
Besonders in Kabarettprogrammen entfällt zunehmend der ideelle Aspekt der Satire. Das Entlarven von Missständen („Scheibenwischer“) wird reduziert auf oberflächliche Komik („heute-show“).
Beispiele für Satire:
Gerechtigkeit (Satire)
(Simplicissimus, 14. August 1925, S. 303) Text angepasst
Gerechtigkeit
Herr Klüglein spart sein Leben lang, arbeitet und arbeitet unermüdlich und
bringt es auch zuletzt zu einem ganz netten Sümmchen.
Der Klüglein gibt nun auf Anraten von befreundeter Seite sein Vermögen einem
spekulativen Kopf, weil da sein Kapitälchen (Vermögen) so viel Zinsen trägt,
dass es zu einem geruhsamen Lebensabend reicht.
Da kommt das Pech. Der spekulative Kopf verpulvert das anvertraute Gut und der
Klüglein wird bettelarm.
Die Polizei schnappt den angeschmierten Sparer beim Betteln und der
Klüglein bekommt drei Tage Gefängnis aufgeknallt (wird zu drei Tagen Gefängnis
verurteilt).
Von befreundeter Seite wird der Verdonnerte (Verurteilte) getröstet, er möge nur
Geduld haben, denn es gibt todsicher noch eine Gerechtigkeit.
Ein Jahr später fragt ein Interessent den ausgerutschten Sparer, was für
ein Ende die Geschichte genommen habe.
Da berichtet der sparsame Klüglein:
„Alles was recht ist, die Sache ist gutausgegangen ... der Spekulant hat 9
Monate Gefängnis auf Bewährung bekommen ... er ist jetzt ein freier Mann ... und
ich habe meine drei Tage Strafe auf ein Mal im Gefängnis abgesessen ... das
Betteln ist halt verboten.“
Karikatur zum Besitz eines verbotenen Buches
(Simplicissimus, 14. August 1925, S. 303)
„Ich stütze mich auf die vernichtenden Ausführungen des Herrn Sachverständigen, der sich sein normales Empfinden bewahrt hat, da er sich nie mit Literatur befasste.“
Die Kunst, falsch zu reisen, Tucholsky (1929)
(Arbeitsblatt PDF)
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
den schickt er in die –
»Alice! Peter! Sonja! Legt mal die Tasche hier in das Gepäcknetz, nein, da!
Gott, ob einem die Kinder wohl mal helfen! Fritz, iss jetzt nicht alle Brötchen
auf! Du hast eben gegessen!«
in die weite Welt!
Wenn du reisen willst, verlange von der Gegend, in die du reist, alles: schöne
Natur, den Komfort der Großstadt, kunstgeschichtliche Altertümer, billige
Preise, Meer, Gebirge – also: vorn die Ostsee und hinten die Leipziger Straße.
Ist das nicht vorhanden, dann schimpfe.
Wenn du reist, nimm um Gottes willen keine Rücksicht auf deine Mitreisenden –
sie legen es dir als Schwäche aus. Du hast bezahlt – die andern fahren alle
umsonst. Bedenke, dass es von ungeheurer Wichtigkeit ist, ob du einen
Fensterplatz hast oder nicht; dass im Nichtraucher-Abteil einer raucht, muss
sofort und in den schärfsten Ausdrücken gerügt werden – ist der Schaffner nicht
da, dann vertritt ihn einstweilen und sei Polizei, Staat und rächende Nemesis in
einem. Das verschönt die Reise. Sei überhaupt unliebenswürdig – daran erkennt
man den Mann.
Im Hotel bestellst du am besten ein Zimmer und fährst dann anderswohin. Bestell
das Zimmer nicht ab; das hast du nicht nötig – nur nicht weich werden.
Bist du im Hotel angekommen, so schreib deinen Namen mit allen Titeln ein ...
Hast du keinen Titel ... Verzeihung ... ich meine: wenn einer keinen Titel hat,
dann erfinde er sich einen. Schreib nicht: »Kaufmann«, schreib:
»Generaldirektor«. Das hebt sehr. Geh sodann unter heftigem Türenschlagen in
dein Zimmer, gib um Gottes willen dem Stubenmädchen, von dem du ein paar
Kleinigkeiten extra verlangst, kein Trinkgeld, das verdirbt das Volk; reinige
deine staubigen Stiefel mit dem Handtuch, wirf ein Glas entzwei (sag es aber
keinem, der Hotelier hat so viele Gläser!), und begib dich sodann auf die
Wanderung durch die fremde Stadt.
In der fremden Stadt musst du zuerst einmal alles genauso haben wollen, wie es
bei dir zu Hause ist – hat die Stadt das nicht, dann taugt sie nichts. Die Leute
müssen also rechts fahren, dasselbe Telefon haben wie du, dieselbe Anordnung der
Speisekarte und dieselben Retiraden. Im Übrigen sieh dir nur die
Sehenswürdigkeiten an, die im Baedeker stehen. Treibe die Deinen erbarmungslos
an alles heran, was im Reisehandbuch einen Stern hat – lauf blind an allem
andern vorüber, und vor allem: rüste dich richtig aus. Bei Spaziergängen durch
fremde Städte trägt man am besten kurze Gebirgshosen, einen kleinen grünen Hut
(mit Rasierpinsel), schwere Nagelschuhe (für Museen sehr geeignet) und einen
derben Knotenstock. Anseilen nur in Städten von 500.000 Einwohnern aufwärts.
Wenn deine Frau vor Müdigkeit umfällt, ist der richtige Augenblick gekommen, auf
einen Aussichtsturm oder auf das Rathaus zu steigen; wenn man schon mal in der
Fremde ist, muss man alles mitnehmen, was sie einem bietet. Verschwimmen dir zum
Schluss die Einzelheiten vor Augen, so kannst du voller Stolz sagen: Ich hab's
geschafft.
Mach dir einen Kostenvoranschlag, bevor du reist, und zwar auf den Pfennig
genau, möglichst um hundert Mark zu gering – man kann das immer einsparen.
Dadurch nämlich, dass man überall handelt; dergleichen macht beliebt und heitert
überhaupt die Reise auf. Fahr lieber noch ein Endchen weiter, als es dein
Geldbeutel gestattet, und bring den Rest dadurch ein, dass du zu Fuß gehst, wo
die Wagenfahrt angenehmer ist; dass du zu wenig Trinkgelder gibst; und dass du
überhaupt in jedem Fremden einen Aasgeier siehst. Vergiss dabei nie die
Hauptregel jeder gesunden Reise:
Ärgere dich!
Sprich mit deiner Frau nur von den kleinen Sorgen des Alltags. Koch noch einmal
allen Kummer auf, den du zu Hause im Büro gehabt hast; vergiss überhaupt nie,
dass du einen Beruf hast.
Wenn du reist, so sei das Erste, was du nach jeder Ankunft in einem fremden
Ort zu tun hast: Ansichtskarten zu schreiben. Die Ansichtskarten brauchst du
nicht zu bestellen: Der Kellner sieht schon, dass du welche haben willst.
Schreib unleserlich – das lässt auf gute Laune schließen. Schreib überall
Ansichtskarten: auf der Bahn, in der Tropfsteingrotte, auf den Bergesgipfeln und
im schwankenden Kahn. Brich dabei den Füllbleistift ab und gieß Tinte aus dem
Federhalter. Dann schimpfe.
Das Grundgesetz jeder richtigen Reise ist: Es muss was los sein – und du
musst etwas »vorhaben«. Sonst ist die Reise keine Reise. Jede Ausspannung von
Beruf und Arbeit beruht darin, dass man sich ein genaues Programm macht, es aber
nicht innehält – hast du es nicht innegehalten, gib deiner Frau die Schuld.
Verlang überall ländliche Stille; ist sie da, schimpfe, dass nichts los ist.
Eine anständige Sommerfrische besteht in einer Anhäufung derselben Menschen, die
du bei dir zu Hause siehst, sowie in einer Gebirgsbar, einem Oceandancing und
einer Weinabteilung. Besuche dergleichen – halte dich dabei aber an deine gute,
bewährte Tracht: kurze Hose, kleiner Hut (siehe oben). Sieh dich sodann im Raume
um und sprich: »Na, elegant ist es hier gerade nicht!« Haben die andern einen
Smoking an, so sagst du am besten: »Fatzkerei, auf die Reise einen Smoking
mitzunehmen!« – hast du einen an, die andern aber nicht, mach mit deiner
Frau Krach. Mach überhaupt mit deiner Frau Krach.
Durcheile die fremden Städte und Dörfer – wenn dir die Zunge nicht heraushängt,
hast du falsch disponiert; außerdem ist der Zug, den du noch erreichen musst,
wichtiger als eine stille Abendstunde. Stille Abendstunden sind Mumpitz; dazu
reist man nicht.
Auf der Reise muss alles etwas besser sein, als du es zu Hause hast. Schieb dem
Kellner die nicht gut eingekühlte Flasche Wein mit einer Miene zurück, in der
geschrieben steht: »Wenn mir mein Haushofmeister den Wein so aus dem Keller
bringt, ist er entlassen!« Tu immer so, als seist du aufgewachsen bei ...
Mit den lächerlichen Einheimischen sprich auf alle Fälle gleich von Politik,
Religion und dem Krieg. Halte mit deiner Meinung nicht hinterm Berg, sag alles
frei heraus! Immer gib ihm! Sprich laut, damit man dich hört – viele fremde
Völker sind ohnehin schwerhörig. Wenn du dich amüsierst, dann lach, aber so
laut, dass sich die andern ärgern, die in ihrer Dummheit nicht wissen, worüber
du lachst. Sprichst du fremde Sprachen nicht sehr gut, dann schrei: Man versteht
dich dann besser.
Lass dir nicht imponieren.
Seid ihr mehrere Männer, so ist es gut, wenn ihr an hohen Aussichtspunkten etwas
im Vierfarbendruck singt. Die Natur hat das gerne.
Handele. Schimpfe. Ärgere dich. Und mach Betrieb.
Satire im Gedicht
Rosen auf den Weg gestreut von Theobald Tiger (Tucholsky)
Ihr müsst sie lieb und nett behandeln,
erschreckt sie nicht – sie sind so zart!
Ihr müsst sie Palmen sie umwandeln,
getreulich ihrer Eigenart!
Pfeift euerm Hunde, wenn er sie ankläfft:
küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Wenn sie in ihren Sälen hetzen,
sagt, »Ja und Amen – aber gern!
Hier habt ihr mich – schlagt mich in Fetzen!«
Und prügeln sie, so lobt den Herrn.
Denn Prügeln ist doch ihr Geschäft!
Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Und schießen sie: du lieber Himmel,
schätzt ihr das Leben so hoch ein?
Das ist ein Pazifisten-Fimmel!
Wer möchte nicht gern Opfer sein?
Und spürt ihr auch in euerm Bauch
den Hitlerdolch, tief, bis zum Heft:
Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft!
Klassenarbeit zum Thema Satire - eine Satire schreiben
- Erkläre die sprachlichen und erzählerischen Mittel des Textes, die auf die Satire hinweisen.
- Nenne konkrete Beispiele aus der Satire.
- Welchen Umstand/Missstand kritisiert der Text?
- Verfasse aus der Satire einen neutralen Bericht.
Analyse, Erörterung und die Charakterisierung. Anleitungen und Tipps zum Schreiben einer textgebundenen Erörterung und der Satire. Die Satire mit ihren sprachlichen Mitteln. Subjekt, Prädikat, Dativobjekt, Akkusativobjekt und alle Satzglieder. Das Aktiv und das Passiv üben, Fabeln und Balladen.
Die Satire für Klasse 8, Klasse 9, Klasse 10, Klasse 11 und Klasse 12.