2 Liste der Lehnwörter aus dem Jiddischen
Eine Liste der Lehnwörter aus dem Jiddischen. Die meisten jiddischen Lehnwörter im Deutschen sind hebräischen Ursprungs.
abzocken, ausgekocht, Bammel, betucht, blau sein, blau machen, Chuzpe, jemanden
einseifen, flöten gehen, Ganove, Gauner, geschlaucht, großkotzig, Hals- und
Beinbruch, Hechtsuppe, Kaff, Kassiber, kess, Kies, Kluft, Kohl reden, verkohlen,
koscher, Maloche, Massel, mauscheln, meschugge, mies, Pleite, Poke, Ramsch,
Reibach, schachern, schächten, Schickse, angeschickert, Schlamassel, schleimen,
einschleimen, Schmiere, Schmock, Schmonzette, Schmu, Schnorrer, Stuss,
Techtelmechtel, Tinnef, zocken, Zoff...
Die Bedeutung mancher Ausdrücke verändert sich im Lehnwort nicht. So bedeutet das Wort zocken (zchocken) im Jiddischen als auch im Deutschen spielen oder Glücksspiele machen.
Wie ist die Jiddische Sprache entstanden?
Das Jiddische entstand im Mittelalter am Anfang des 13. Jahrhunderts. Juden mussten in Gettos (Judenvierteln, Judengassen) leben. In dieser erzwungenen Isolation flossen hebräische Wörter in die Alltagssprache der Juden ein. So entwickelte sich ein eigener Dialekt. Ein Teil der orthodoxen (strenggläubigen) Juden wollte die heilige Sprache des Hebräischen nicht im alltäglichen Leben benutzen. Dadurch sprach man im Alltag Jiddisch, bei religiösen Handlungen benutzte man das Hebräische. Durch zunehmende Flucht aufgrund von Judenverfolgungen und Wanderungsbewegungen breitete sich Jiddisch nach Osteuropa aus, nahm slawische Wörter ins Jiddische auf und wurde zur eigenständigen Kultursprache.
Sprache macht Politik
Das Wort schachern oder Geschacher bedeutet im Jiddischen: Handel treiben. Im
Deutschen wird daraus profitgieriges Geschäftemachen. Der neutrale Ausdruck im
Jiddischen verändert sich im deutschen Sprachgebrauch hin zu einer sehr
negativen und vorurteilsbeladenen Bedeutung und meint: Handeln wie ein Jude.
An diesem Beispiel kann man recht gut erkennen, wie mit der Sprache
Antisemitismus entsteht. Mehr dazu unter:
Sprache im Nationalsozialismus.
Viele Lehnwörter aus dem Jiddischen haben eine negative Bedeutung, gerade im
Bereich des Handels existieren eine ganze Reihe davon. Das ist kein Zufall. Mit
den entlehnten Wörtern transportiert man Vorurteile über Menschen, wobei ein
einzelner Begriff noch nicht auffällt. So zum Beispiel das Wort Ramsch (Ware
schlechter Qualität). Verwendet man viele solcher negativen Begriffe aus einer
bestimmten Sprache wie dem Jiddischen, ist oft die Absicht dahinter, Menschen
abzuwerten, zu benachteiligen und mit dem Bereich der Kriminalität zu verbinden.
Ein weiteres Beispiel für solch eine Verwendung ist das Wort Mischpoke. Während
es im Jiddischen nur Familie bedeutet, verwendet man im Deutschen das Wort im
negativen Sinne von schlechter, übler Gesellschaft.
Soll man negative Lehnwörter nicht mehr verwenden?
Es wäre gut, wenn man sich darüber klar wird, welche Bedeutung - und vor allem Bedeutungsveränderungen - manche Lehnwörter erfahren haben. Das macht sensibel für die Sprache und auch gerade aufmerksamer gegenüber Antisemitismus in der Sprache.
Woher kommen die vielen Wörter mit negativer Bedeutung?
Bis ins 19. Jahrhundert wurden Juden durch Berufsverbote gezwungen, in
sogenannten unehrlichen Berufen zu arbeiten. So mussten Juden oft als
Geldwechsler (Geldausleiher), Hausierer oder Viehhändler arbeiten. Zudem durften
Juden oft nur in Judengassen oder Judenvierteln leben. Das Bild über das
Judentum wurde durch diese Diskriminierung geprägt und viele Lehnwörter
resultieren aus einem negativen Blick auf das Judentum.
Als der Antisemitismus in Deutschland zunahm, nutzte man Wörter aus dem
Jiddischen, um Juden verächtlich zu machen.
Das Jiddische ist eine schöne und elegante Sprache, liebevolle Ausdrucksweisen und origineller Witz vereinen sich im Jiddischen. Vielleicht eine Anregung, einmal ein Buch in jiddischer Sprache zu lesen. Jiddisch is gor nisch asoj schwer.
Textbeispiel Jiddisch
„Sefer Doni’el. Das Doni’elbuch in teitscher sproch hüpsch un beschaidlich. Gar
kurzweilig darinen zu lai’en waiber un maidlich: gedrukt im jor dás mir zelén
drei’ hundertun firzik un acht untér dem geweltigén künik un mácht Sigmundi der
drite in der haibtstat Kraka.“
„Das Buch Daniel. Das Danielbuch in deutscher/ jiddischer Sprache hübsch und
verständlich. Darin unterhaltsam zu lesen für Frauen und Mädchen. Gedruckt im
Jahr, das wir zählen 348 unter dem gewaltigen König und Herrscher Sigmund III.
in der Hauptstadt Krakau.“
Quelle: OSTEUROPA-JIDDISCHE LITERATUR, Maria Dorninger (Salzburg),
https://www.uni-salzburg.at
Lehnwörter aus dem Jiddischen
Lehnwörter aus dem Jiddischen. Beispiele und Übungen zu Lehnwörtern aus der
jiddischen Sprache.
Besonders viele Lehnwörter gingen aus dem Jiddischen, Lateinischen, Arabischen, Englischen und Französischen in die deutsche Sprache ein.