1 Merkmale der Märchen
Du lernst Merkmale von Märchen und den Aufbau von Märchen kennen.
Merkmale der Märchen
- Die Hauptperson ist der Held des Märchens
- Zeit und Ort des Geschehens werden nicht genau genannt
- Der Held im Märchen muss eine Aufgabe oder ein Problem lösen
- Es gibt einen bösartigen Gegenspieler im Märchen
- Menschliche Eigenschaften werden oft in Gegensätzen geschildert: dumm - schlau, gut - böse, hübsch - hässlich, arm - reich
- Personen oder Dinge mit übernatürlichen Eigenschaften helfen dem Helden, sie können dem Helden auch schaden (Hexen, Zauberer)
- Menschen, Tiere und Pflanzen können im Märchen verzaubert oder von einem Zauber erlöst werden
- Dinge oder Tiere können sprechen
- Verwandlungen vom Menschen zum Tier und wieder zurück
- Oft spielt ein König, eine Königin, eine Prinzessin oder ein Prinz eine wichtige Rolle im Märchen
- Zahlen sind oft symbolisch für Glück oder Unglück (3, 7, 13 ...)
- Wertvolle Dinge haben im Märchen eine symbolische Bedeutung (der goldene Ring steht für Verbundenheit, Liebe)
- Märchen spielen in der Vergangenheit
- Strafen für falsches Handeln
- Es gibt oft ein glückliches Ende, manchmal auch ein böses Ende
- Oft endet ein Märchen mit den Worten: Und wenn sie nicht gestorben sind...
Die Einleitung des Märchens
In der Einleitung des Märchens werden die folgenden W-Fragen beantwortet: Wer, wie, was, wann, wo, warum?
Der Hauptteil des Märchens
Im Hauptteil steigert sich die Spannung zum Höhepunkt hin. Der Höhepunkt wird im Märchen genauer gestaltet.
Der Schluss des Märchens
Der Schluss des Märchens ist kurz, mit glücklichem oder mit einem bösen Ende und beantwortet alle Fragen. Das folgende Märchen ist sehr typisch:
Märchen - Beispiel mit Einleitung, Hauptteil, Schluss
Das arme Mädchen
Es war einmal ein armes, kleines Mädchen, dem war Vater und
Mutter gestorben, es hatte kein Haus mehr, in dem es wohnen, und kein Bett mehr,
in dem es schlafen konnte, und nichts mehr auf der Welt, als die Kleider, die es
auf dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein Mitleidiger
geschenkt hatte; es war aber gar fromm und gut.
Da ging es hinaus, und unterwegs begegnete ihm ein armer
Mann, der bat es so sehr um etwas zu essen, da gab es ihm das Stück Brot; dann
ging es weiter, da kam ein Kind und sagte: „Es friert mich so an meinem Kopf,
schenk mir doch etwas, das ich darum binde“, da tät es seine Mütze ab und gab
sie dem Kind. Und als es noch ein bisschen gegangen war, da kam wieder ein Kind,
und hatte kein Leibchen an, da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um
ein Röcklein, das gab es auch von sich hin, endlich kam es in Wald, und es war
schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme
Mädchen dachte: Es ist dunkle Nacht, da kannst du wohl dein Hemd weggeben, und
gab es hin.
Da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und waren
lauter harte, blanke Taler, und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, hatte es
doch eins an, aber vom allerfeinsten Linnen, da sammelte
es sich die Taler hinein und ward reich für sein Lebtag.
Gebrüder Grimm
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