Die Schelmengeschichte – Till Eulenspiegel
Schelmengeschichte - Schwank als Arbeitsblatt drucken
Wie sind Schelmengeschichten entstanden?
Zu allen Zeiten gab es Menschen, die andere ärgerten und wobei es zu komischen Situationen kam. Solche lustigen Ereignisse erzählte man sich immer wieder, bis diese Geschichten einmal aufgeschrieben wurden.
Was ist eine Schelmengeschichte?
Eine Schelmengeschichte oder ein Schwank ist eine häufig kurze und heitere
Geschichte aus dem Alltagsleben der Menschen. Personen mit unterschiedlichen
Eigenschaften treffen aufeinander. Dabei verhält sich eine Figur dumm und
ungeschickt, was sie aber tatsächlich nicht ist, sie ist der anderen Person
gegenüber überlegen. Die andere Person (oder Personen) wird als vermeintlich
schlau und oft überheblich dargestellt. Die bekanntesten Schelmengeschichten
handeln von Till Eulenspiegel. Der Verfasser von Till Eulenspiegel ist nicht
sicher bekannt. Dies gilt auch für viele Schwänke.
Merkmale der Schelmengeschichte / des Schwanks
- Schelmengeschichten sich kurze und lustige Geschichten.
- Schelmengeschichten sind unterhaltsam.
- Der Anlass für die Geschichte ist häufig Situationskomik
- Witze und Beschimpfungen kommen meistens in der Schelmengeschichte vor.
- Die Alltagssprache, zum Teil derbe, wird in der Regel verwendet.
- Die Handlung ist geradlinig und einfach aufgebaut.
- Die Erzählzeit ist das Präteritum

Der Aufbau einer Schelmengeschichte
Der Aufbau: Eine Schelmengeschichte beginnt mit der Schilderung der Ausgangssituation. Dann wird das bestehende Problem beschrieben, dem eine witzige, aber oft unwahrscheinliche oder lustige Lösung folgt.
Der Erzähler in der Schelmengeschichte
In den Geschichten wird überwiegend der allwissende Erzähler verwendet. Er kommentiert Handlungen, berichtet über bereits Vergangenes oder er weist auf Zukünftiges hin.
Schelmengeschichte und Schwank im Mittelalter
Bis ins Mittelalter wurden Schelmengeschichten und
Schwänke mündlich weitererzählt. Dann
fasste man sie in Sammlungen wie „Till Eulenspielgel“ zusammen. Viele
Schelmengeschichten (Till Eulenspiegel, Die Schildbürger) stehen nur für die einzelne Geschichte selbst. Andere
beziehen sich aufeinander. Beispiel: Till Eulenspiegel war in dieser Stadt schon
aus früherer Zeit bekannt, als er ...
Schwänke wurden als Theaterstück
aufgeführt.
Eulenspiegeleien
In den Schelmengeschichten von Till Eulenspiegel wird häufig eine Redensart oder Redewendung wörtlich genommen und damit absichtlich missverstanden.
Beispiel für solch eine Redensart: jemandem auf den Zahn fühlen. Die eigentliche Bedeutung ist, dass man
die Aussagen einer Person genau prüft. Till Eulenspiegel würde dies aber so
verstehen, dass er einen Zahn anfasst und befühlt. Solche absichtlichen „Missverständnisse“
bilden oft die Situationskomik in Schelmengeschichten. Jemand wird also an der
Nase herumgeführt. Wie „an der Nase herumführen“ wörtlich gemeint ist,
kannst du selber ausprobieren.
Die Personen in der Schelmengeschichte
Als Themen werden für die Schelmengeschichte Situationen oder Begebenheiten aus dem Alltag benutzt. Die Unterhaltungen zwischen den Personen stellt die Schelmengeschichte oft gegensätzlich dar. So treten oft ein Dummer und ein Schlauer, ein Herr oder ein Knecht oder Betrüger und Betrogener.
So treten die Personen im Schwank auf:
- Handwerksmeister und Geselle
- Dummer Adliger und schlauer Bauer
- Leichtgläubiger Bürger und schlauer Betrüger
- Ehefrau und Ehemann
Till Eulenspiegel
Wir kennen Till Eulenspiegel als jemanden, der den Leuten Streiche spielt. Eulenspiegel nimmt eine Redensart wörtlich. Damit verspottet er häufig Menschen und macht ihnen damit klar, wie falsch ihr Verhalten oder ihre Aussagen sind. Auch verdient er durch Tricks und Betrügereien Geld. Geschichten von Till Eulenspiegel spielen hauptsächlich in der Gegend um Braunschweig in den Jahren von 1300 bis 1350.
Was sind die bekanntesten Geschichte von Till Eulenspiegel
- - Wie Till Eulenspiegel in einem Bienenstock schlief (9. Geschichte)
- - Wie Till Eulenspiegeln vom Rathaus fliegen wollte (14. Geschichte)
- - Wie Till Eulenspiegel Eulen und Meerkatzen buk (19. Geschichte)
- - Wie Till Eulenspiegel einem Pferd goldene Hufeisen aufschlagen ließ (23. Geschichte)
- - Wie Till Eulenspiegel für Geld aß (32. Geschichte)
- - Wie Till Eulenspiegel einen Metzger um einen Braten betrog (58. Geschichte)
- - Till Eulenspiegel und der Pferdehändler
Beispiel für eine Schelmengeschichte
Die neunte Geschichte
sagt, wie Eulenspiegel in einen Bienenstock kroch und zwei bei Nacht kamen und den Bienenstock stehlen wollten und wie er es anstellte,
dass sich die zwei rauften und den Bienenstock fallen ließen.
Zu einer Zeit begab es sich, dass Eulenspiegel mit seiner Mutter in ein Dorf auf die Kirchweih (kirchliches Fest) ging. Und Eulenspiegel trank auf dem Fest,
ging weg und suchte ein Plätzchen, wo er fröhlich schlafen könnte und ihm auch niemand etwas täte. Also fand er hinten in dem Hof einen Haufen Bienenstöcke
stehen und dabei lagen viele Bienenstöcke, die leer waren. Also kroch er in einen leeren Stock, der in der Nähe der Bienenstöcke lag. Er meinte, er wollte
ein wenig schlafen und schlief von Mittag an, bis es Mitternacht wurde. Seine Mutter meinte, er wäre wieder nach Hause gegangen, da sie ihn nirgendwo sehen konnte.
In derselben Nacht kamen zwei Diebe und wollten einen Bienenstock stehlen und sprachen: „Ich habe immer gehört, der schwerste Bienenstock ist auch der beste.“
Also hoben sie die Körbe und Stöcke auf, einen nach dem anderen. Als sie zu dem Stock kamen, in dem Eulenspiegel lag, da sprachen sie: „Das ist der beste Stock.“
Sie nahmen ihn auf die Schultern und trugen ihn fort.
Inzwischen erwachte Eulenspiegel und hörte von ihrem Vorhaben. Es war ganz finster, dass einer den anderen kaum sehen konnte. Also griff Eulenspiegel aus dem Stock und griff
den Vordersten an den Haaren und rupfte ihn tüchtig. Der wurde zornig auf den Hintersten und meinte, der hätte ihn an den Haaren gezogen und fluchte auf ihn. Der hinterste sprach:
„Träumst du oder gehst du im Schlaf? Wie sollte ich dir an den Haaren rupfen? Ich kann doch kaum den Bienenstock mit meinen Händen halten.“
Eulenspiegel lachte und dachte: „Das Spiel gefällt mir“ und wartete, bis sie wieder eine Ackerlänge gegangen waren. Da rupfte er den Hintersten auch tüchtig am Haar, dass er sich krümmte.
Der wurde ebenfalls zornig und sprach: „Ich geh' und trage, dass mir die Schultern krachen und du ziehst mich an den Haaren, dass mir die Schwarte kracht.“ Der Vorderste sprach:
„Das lügst du in deinen Hals hinein. Wie soll ich dir an den Haaren ziehen? Ich kann doch kaum den Weg vor mir sehen, auch weiß ich es sicher, dass du mir an den Haaren ziehst.“
Und so gingen sie zankend mit dem Stock weiter und stritten untereinander.
Nicht lange danach, als sie im größten Zanken waren, zog Eulenspiegel den Vordersten noch einmal, dass ihm der Kopf an den Bienenkorb krachte. Da wurde der so zornig,
dass er den Bienenstock fallen ließ und dem Hintersten im Finsteren mit den Fäusten nach dem Kopfe schlug. Der Hinterste verließ den Bienenstock auch und fiel dem Vorderen in das Haar,
sodass sie übereinander purzelten und einer den andern verlor und nicht wusste, wo der andere blieb. Sie verloren sich so im Finstern und ließen den Bienenstock liegen. Also lugte Eulenspiegel ganz aus dem Korb hervor. Und als er sah, dass es noch finster war, da schlüpfte er wieder zurück und blieb darin liegen, bis es heller Tag wurde. Da kroch er aus dem Bienenstock und wusste nicht, wo er war. Daraufhin ging er wieder seiner Wege.
Nach: Das Volksbuch von Till Eulenspiegel, Leipzig 1882.
Redensarten für eigene Schelmengeschichten
Einen Besen fressen
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.
Ich glaube, mich laust ein Affe.
Ich glaube, mein Schwein pfeift.
Jemandem einen Bären aufbinden.
Ihr steckt doch beide unter einer Decke.
Ein Brett vor dem Kopf haben.
Schwein haben
Jemandem Honig ums Maul schmieren.
Mehr Geschichten und Beispiele für Schelmengeschichten
- Arbeitsblätter zur Schelmengeschichte
- Checkliste für die eigene Geschichte
- Till Eulenspiegel Geschichten
- Till Eulenspiegel und der Pferdehändler
- Till Eulenspiegel will vom Rathaus fliegen
- Eulen und Meerkatzen für den Bäcker
- Goldene Hufeisen für den König
- Wie Till für Geld aß
Die Schelmengeschichte und der Schwank im Deutschunterricht in Klasse 5, Klasse 6 und Klasse 7.